Die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Burgwedel beantragt zu prüfen, wie der Ausbau der Kläranlage sowohl in ökonomischer als auch in ökologischer Hinsicht optimal zu verwirklichen ist. Es scheint sinnvoll zu sein, hierfür ein Gutachten erstellen zu lassen und EU-Mittel zu beantragen (ELER, EFRE, ELENA).

Die derzeitige Erweiterung der Kläranlage in Großburgwedel ist in konventioneller Art konzipiert. In einem Belebungsbecken verarbeiten Bakterien die eingeleiteten Stoffe, damit das geklärte Abwasser die nachfolgenden Gewässer nicht überdüngt. In das Belebungsbecken wird Sauerstoff eingeblasen, damit die Bakterien ihre Arbeit verrichten können. Dafür ist eine beträchtliche Menge an Energie nötig. Die Bakterien erzeugen u.a. Stickstoff und Kohlendioxid in einem erheblichen Umfang. Diese Gase werden in die Umwelt entlassen und belasten – wie die vorher verbrauchte Energie – unsere städtische CO2-Bilanz. Anschließend kommt das Abwasser in ein Nachklärbecken. Dort entsteht der Klärschlamm, der eingedickt und kostenaufwändig entsorgt werden muss.
Moderne Kläranlagen nutzen ein Verfahren, bei dem mit einer anderen Technik methanhaltiges Faulgas entsteht. Dieses Faulgas wird gesammelt und kann in einem Blockheizkraftwerk verstromt werden. Die Umwelt wird zum einen dadurch entlastet, weil weniger Energie verbraucht wird und die Emission von Treibhausgasen verringert wird. Außerdem wird noch umweltfreundliche Energie erzeugt. Im Vergleich zu landwirtschaftlichen Biogasanlagen braucht der Rohstoff nicht angebaut zu werden und wird frei Haus geliefert. Das Verfahren ist seit Jahrzehnten bekannt und bewährt. Im Jahre 2000 hat ein Fraunhofer-Institut ein Verfahren entwickelt, bei dem der Methan-Gehalt des Faulgases von 15% auf über 50% gesteigert werden kann. Die zusätzlichen Kosten rentieren sich innerhalb weniger Jahre.

Eine Entwicklung der dänischen Firma DONG-Energy ermöglicht es zudem, durch eine Nachbehandlung das Klärgas in Erdgas umzuwandeln. In einem Pilotprojekt wird dort zusätzlich Hausmüll gesammelt, sortiert und die organischen Bestandteile zusammen mit dem Abwasser zu Erdgas verarbeitet. Damit wird die Erzeugung von umweltfreundlicher Energie weiter vergrößert. Die Anlage wird derzeit in Fredericia, einer Stadt in Mitteljütland, aufgebaut.
Aufgrund der vorgesehenen Erweiterung der Kläranlage in einem 2. Bauabschnitt soll auch das Abwasser aus Fuhrberg in Großburgwedel gereinigt werden. Dazu wären bei der jetzigen Technik zwei neue Klärbecken erforderlich.

Bei einer Umstellung auf die neue Technik könnten diese beiden Becken entfallen. Es scheint deshalb sinnvoller und wirtschaftlicher zu sein, schon jetzt auf die neue Technik umzusteigen und die Kläranlage auf eine Nutzung des Faulgases umzustellen.
Hiermit würde unsere CO2-Bilanz erheblich entlastet und das Klimaschutz-Aktionsprogramm in einem deutlich merkbaren Teil umgesetzt. Viel stärker, als es durch kleinere Einsparungen in vielen Einzelfällen möglich wäre. Zum anderen wäre auch ein wirtschaftlicher Vorteil zu erwarten, weil Energie sowohl eingespart als auch zusätzlich erzeugt würde. Weiterhin könnte der Klärschlamm billiger entsogt werden.

Die oben genannten Gründe machen es dringend erforderlich, den weiteren Ausbau der Kläranlage umgehend zu untersuchen, um nicht Investionen zu tätigen, die sich später möglicherweise als unsinnig herausstellen. Wir biten Sie, den Antrag auf die Tagesordnung des GUS-Ausschusses zu nehmen.

Lothar Urban
Geschäftsführer der SPD Fraktion im Rat der Stadt Burgwedel