Auf den Spuren der Burgwedeler Sozialdemokratie: 150 Jahre SPD Burgwedel.

Als im Jahr 1863 der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein unter der Präsidentschaft von Ferdinand Lassalle gegründet wurde, war dies die Geburtsstunde der deutschen Sozialdemokatie. Ziele waren die Einführung eines allgemeinen und politischen Wahlrechts und die Bildung von Produktivgenossenschaften mithilfe staatlicher Förderung. Zu dieser Zeit lebten im heutigen Stadtgebiet Burgwedels etwa 3.600 Menschen, über sozialdemokratische Aktivitäten zu dieser Zeit finden sich keine Überlieferungen.

Der erste Hinweis auf die SPD in Burgwedel findet sich 1929, als mit Heinrich Miehe ein Sozialdemokrat aus Burgwedel Mitglied des Burgdorfer Kreistages war. Zu dieser Zeit war die SPD im Provinziallandtag der preußischen Provinz Hannover stärkste Kraft. Nach dem zweiten Weltkrieg beginnt der Wiederaufbau der SPD schon ab April 1945 in Hannover unter der Leitung von Kurt Schumacher. Bereits im Februar 1946 werden die ersten Ortsvereine in der heutigen Stadt Burgwedel gegründet. Im Februar zuerst in Engensen und Fuhrberg, dann in Wettmar, Kleinburgwedel und Großburgwedel.

Seit dem 01. Januar 1946, dem ersten offiziellen (Wieder-)eintrittsdatum nach dem Ende des Nationalsozialismus ist Heinz Tristram Mitglied der SPD. Tristram wird der Kommunalpolitik in Burgwedel über Jahrzehnte treu bleiben. Ab 1948 ist er Mitglied des Gemeinderats Thönse, später stellvertretender Landrat im Landkreis Burgdorf, Fraktionsvorsitzender der SPD im Gemeinderat Burgwedel und SPD-Vorsitzender.

1946 lädt der SPD-Ortsverein Thönse die Öffentlichkeit „freundlichst“ zu einer Versammlung ein. Der Bürgermeister der Stadt Burgdorf, Herr Pfeiffenbring, spricht über das Thema „Heraus aus der Not“. Die Integration von Flüchtlingen in die Dorfgemeinschaften ist zu dieser Zeit ein wichtiges Thema der Gemeinderatspolitik. 1956 fordert die Gemeinderatsfraktion der SPD in Thönse zur Gemeinderatswahl
• den Bau einer Schule in Thönse,
• die Anlage einer Beleuchtung in allen Dorfstrassen,
• die Förderung des Eigenheimbaus,
• die Schaffung einer Kapelle und einer Leichenhalle auf dem Friedhof sowie
• den Ausbau der alten Volksschulklasse zu einem Jugend- und Gemeinschaftsheim.

1969 erfolgt die Einweihung des Kreiskrankenhauses in Großburgwedel. 1970 fordert die SPD für Großburgwedel die Einrichtung eines Schulzentrums beim Gymnasium mit Hauptschule, Real- und Sonderschule sowie Mittelpunktgrundschulen in Wettmar, Kleinburgwedel und Großburgwedel. Der damalige niedersächsische Kultusminister Peter von Oertzen geht aber bereits weiter: Er berichtet bei einem Besuch in Burgwedel im Jahr 1970 von den Bestrebungen der SPD, in Deutschland Gesamtschulen als neues Schulmodell mit „einer größeren Durchlässigkeit der Schularten, dem Abbau von Bildungsschranken der sozialen Gruppen und der für jeden individuell besten Förderung“. Schon damals sagte von Oertzen, dass „in Deutschland die Überzeugung von der Notwendigkeit dieser Reform weitgehend erst geweckt werden“ müsse (HAZ vom 14.10.1970).

1972 ging es dann in Burgwedel um die Einführung der Orientierungsstufe, 1974 forderte die SPD den Bau eines Bürgerhauses für Großburgwedel. 1980 entbrannte die Diskussion um den Bau von „Altenwohnungen“ in der Fuhrberger Straße, Mitte der 80er Jahre um die Einführung einer Fußgängerzone. Bis heute wird im Rat der nun seit zehn Jahren bestehenden Stadt gestritten um Schulpolitik, Fußgängerzone und Stadtgestaltung. Vieles scheint sich zu wiederholen, Heinz Tristram, seit nunmehr 67 Jahren Mitglied der SPD, kann ein Lied davon singen.

Doch wie der Gründervater der SPD Ferdinand Lassalle schon bemerkte: „Alle Kunst praktischer Erfolge besteht darin, alle Kraft zu jeder Zeit auf einen Punkt – auf den wichtigsten – zu konzentrieren.“ Für die SPD in Burgwedel ist dies nach 150 Jahren Geschichte momentan die Bürgermeisterwahl in Burgwedel am 16. Februar 2013.