Die SPD Burgwedel hat am 06.10 zu einer Exkursion nach Langenhagen eingeladen, um das dortige Mehrgenerationenhaus zu besichtigen und sich anschließend beim Seniorenbeirat Langenhagen über deren Erfahrungen zu informieren.

14 Besucher sind der Einladung gefolgt und wurden von der Leiterin des Mehrgenerationenhauses, Christine Paetzke-Bartel, in Empfang genommen. Nachdem zunächst die Räumlichkeiten in Augenschein genommen wurden, setze sich die Gruppe zusammen und ließ sich von Frau Paetzke-Bartel das Konzept der Einrichtung erklären. Zunächst einmal räumte die Leiterin ein Missverständnis aus, das häufig anzutreffen sei. Ein Mehrgenerationenhaus (MGH) ist kein Wohn-Mehrgenerationenhaus, d.h. es handelt sich nicht um Wohnungen, sondern um eine Einrichtung mit festen Öffnungszeiten und Räumlichkeiten, die für diverse Veranstaltungen genutzt werden können. Das MGH verfolgt ein offenes und niederschwelliges Konzept, grundsätzlich kann die Einrichtung von jedem genutzt werden. Zwar gibt es auch Zielgruppen, die besonders angesprochen werden sollen, wie zum Beispiel Familien mit Migrantenhintergrund oder sogenannte Familien in belastenden Lebenssituationen. Doch insgesamt wird das Mehrgenerationenhaus von Menschen aus verschiedensten Milieus genutzt.

Die Angebotspalette ist vielfältig: Vom regelmäßigen internationalen Frauentreff über Hausaufgabenbetreuung bis hin zu „Rappen-Zappel-Singspiele für Kleinkinder“ finden sich auf dem Angebotsflyer der Einrichtung für jedes Alter passende Angebote. Senioren gehören selbstverständlich auch zur Zielgruppe und sind bei einigen Veranstaltungen, zum Beispiel beim Seniorentreff, auch mal unter sich. Doch im Gegensatz zur Burgwedeler Seniorenbegegnungsstätte (SBS) richtet sich das Angebot, wie der Name Mehrgenerationenhaus schon sagt, an alle Altersgruppen. Die Begegnung der verschiedenen Generationen ist dabei ausdrücklich erwünscht.

Ein weiterer Unterschied zur Burgwedeler SBS besteht außerdem bei der Finanzierung des Langenhagener MGH, die sich ziemlich komplex darstellt. „Unsere Finanzierung ist sozusagen ein bunter Strauß aus verschiedenen Fördermitteln der Kommune, der Region Hannover, dem Land Niedersachsen und dem Bund“, so Paetzke-Bartel. Während die SBS vollständig aus kommunalen Mitteln finanziert wird, muss das Mehrgenerationenhaus immer wieder neue Anträge stellen und auf Bewilligung hoffen, wobei sich keiner der Beteiligten von der Finanzierung zurückziehen darf, da sonst unter Umständen die Grundlage der Finanzierung aus den anderen Töpfen verloren geht.

4 Teilzeit-Hauptamtliche, 2 Honorarkräfte und bis zu 40 Ehrenamtliche kümmern sich sehr engagiert um alle anstehenden Aufgaben und bemühen sich, mit relativ bescheidenen räumlichen Möglichkeiten im alten Schwimmbad direkt gegenüber dem Rathaus, den ca. 800 – 1000 Nutzer pro Monat attraktive Veranstaltungen anzubieten, zu informieren und immer ein offenes Ohr zu haben.

In der Besuchergruppe hat sich noch während der Erläuterungen eine lebhafte Diskussion ergeben. Die Frage, ob so etwas in Burgwedel auch möglich sei, muss man wohl mit einem „Jein“ beantworten. Ein Mehrgenerationenhaus mit Fördermitteln vom Bund kann es in Burgwedel derzeit nicht geben, da in der Region Hannover bereits vier solcher Einrichtungen bestünden und weitere nicht zugelassen werden. Im Grunde sei es aber auch eher eine kommunale Aufgabe, derartige Einrichtungen zu finanzieren, stellte Landtagsabgeordneter und Langenhagener Ratsherr Marco Brunotte klar, der ebenfalls anwesend war und interessante Einblicke in die politischen Hintergründe geben konnte. Brunotte glaubt, dass das MGH Langenhagen bei etwaigem Wegfall der Bundesfinanzierung beibehalten und aus kommunalen Mitteln finanziert wird, da es in Langenhagen nicht mehr wegzudenken sei.

Insofern kann nun in Burgwedel die begonnene Diskussion, ob und wenn ja, wo und wie derartige offene Angebote hier möglich sind, aufgegriffen und vertieft werden. Die SPD wird dieser Frage weiter nachgehen und zu gegebener Zeit zur Diskussion einladen.

Im Anschluss traf sich die Exkursionsgruppe mit Mitgliedern des Langenhagener Seniorenbeirates. Mit beeindruckendem Engagement setzen sich 11 Seniorinnen und Senioren in Langenhagen für ihresgleichen ein und nehmen mit Antrags- und Rederecht an Ausschuss- und Ratssitzungen teil. Die Vorsitzende Christa Röder erläuterte zusammen mit weiteren Beiratsmitgliedern die Grundlagen ihrer Arbeit. An anschaulichen Beispielen haben die Vertreter des Beirates dargestellt, wie sie kommunalpolitisch mitwirken und sich nicht nur Gehör verschaffen, sondern auch Veränderungen herbeiführen. „Wir haben erlebt, wie gut ein Seniorenbeirat funktionieren kann und wie wichtig es ist, dass es Leute gibt, die den Ratspolitikern auch mal auf die Füße treten und auf Missstände hinweisen. Zum Beispiel bei der Größe von Parkplätzen muss man sich bei der Planung nur einmal in die Lage eines älteren Mitbürgers mit künstlicher Hüfte versetzen“, so der stellvertretende Vorsitzende der SPD Burgwedel, Stephan Nikolaus.

„Ich gehe seit meinem Mandat für den Seniorenbeirat nur noch mit einer „Seniorenbrille“ durch Langenhagen und sehe viele Defizite, die ich an die Verwaltung oder in Ausschüssen weitergebe“, so der stellvertretende Vorsitzende Eckhard Keese. Für Marco Brunotte ist der Seniorenbeirat nicht mehr aus dem Langenhagener Rat wegzudenken. „Auch wenn es mancherlei Hinsicht schwieriger geworden ist und es auch manchmal wehtut, wenn uns auf die Füße getreten wird: Der Seniorenbeirat ist eine echte Bereicherung für Langenhagen“, so Brunotte.

Frau Röder stellte noch einmal klar, dass der Demographische Wandel kein abstraktes Problem der Zukunft sei, sondern schon längst begonnen habe. Dem muss man Rechnung tragen, und dazu gehört nach Meinung Röders ein Seniorenbeirat in allen Kommunen, der immer überparteilich handeln muss.

Die SPD Burgwedel möchte dieses Thema weiterverfolgen und wird sich für einen Seniorenbeirat in Burgwedel stark machen.