Heute in der NP zum Thema Gesundheit im Wahlkampf mit einer klaren Analyse von Thomas Nagel auch zum Krankenhausneubau in Großburgwedel.
Einmal mehr ein Beleg dafür, dass die CDU in Burgwedel mit ihren Unterstellungen mittlerweile auf AfD-Niveau angelangt ist.

Die großen Parteien haben sich angenähert

von Thomas Nagel

hannover. Wer nach kommunalpolitischen Aufregern sucht, der stößt schnell auf drei Buchstaben: KRH, Klinikum Region Hannover. In keinem öffentlichen Bereich ist so viel Dynamik wie im Gesundheitsbereich. Für kein öffentliches Unternehmen musste die Regionsversammlung so weitreichende Entscheidungen treffen wie für das KRH.

Und man kann sagen: Die großen Parteien haben sich im Laufe der Jahre angenähert. Zu Beginn der KRH-Gründung war die CDU einer Privatisierung des hochdefizitären, maroden Unternehmens nicht abgeneigt. Davon will die größte Oppositionsfraktion nichts mehr wissen. Nun fordert CDU-Parteichef Hendrik Hoppenstedt: „Alle Umland-standorte müssen erhalten bleiben.“

Nach der Schließung des Krankenhauses Springe im vergangenen Jahr keine Selbstverständlichkeit mehr. Der rot-grünen Mehrheit in der Regionsversammlung hat diese Entscheidung schwer geschadet. Bei der Bürgermeisterwahl in Springe fuhr der SPD-Kandidat ein desaströses Ergebnis ein. So ein Fiasko wollen die Sozialdemokraten nicht wiederholen.

Am 1. März 2016 ereignete sich deshalb ein denkwürdiger Vorgang in der Regionsversammlung: Erstmals brachten SPD und Grüne sowie die CDU in einer entscheidenden Frage einen gemeinsamen Antrag ein. Das Krankenhaus Lehrte bleibt erhalten, Burgwedel bekommt einen Neubau. Silke Stokar (Grüne) lobte: „Das ist ein sehr gutes Konzept zur Gesundheitsversorgung im Nordosten.“ Die Medizinstrategie 2020 hatte ursprünglich einen Neubau im Nordosten der Region vorgesehen, die alten Häuser sollten abgerissen werden.

Doch die Opposition hat mittlerweile ein neues Betätigungsfeld gefunden. Sie wollte die Krise in der Geburtenmedizin herbeireden, weil die Geburtsklinik im Nordstadtkrankenhaus im Rahmen der Medizinstrategie 2020 geschlossen wurde. Dazu muss man wissen, dass sich die Grünen sehr schwer mit der Klinikschließung taten. Diese Frage führte das rot-grüne Bündnis an die Belastungsgrenze.

Doch mittlerweile sind die Reihen wieder geschlossen. In der letzten Regionsversammlung vor der Kommunalwahl wollte die CDU in einer aktuellen Stunde SPD und Grüne vorführen. Die Schließung der Geburtsklinik habe eine zu große Lücke in der Versorgung hinterlassen, lautete die These von Michaela Michalowitz (CDU). Das habe die Schließung der Geburtsklinik im Henriettenstift an einem Juni-Wochenende und der gleichzeitige Kapazitätsengpass in der MHH-Frühchenstation gezeigt. Doch die Attacke misslang. „Es handelte sich um Level-I-Kliniken, das haben wir im Nordstadtkrankenhaus nicht vorgehalten“, antwortete Regionspräsident Hauke Jagau (SPD).

Mittlerweile haben die Grünen das Thema „Hebammen“ von der CDU okkupiert; und bemühen sich in Diskussionen, Lösungen für das Problem zu finden.

Die Kommunalpolitik ist dabei nicht machtlos. Sie könnte eine Einigung von Region, MHH und Diakovere über eine gemeinsame Ausbildung von Hebammen am Nordstadtkrankenhaus auf den Weg bringen.

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