Mit großer Empörung hat der Vorstand der SPD in Burgwedel die Entscheidung der Mehrheitsfraktion zur Kenntnis genommen, Herrn Bedri Özdemir nicht zum stellvertretenden Bürgermeister im Ortsrat Großburgwedel zu wählen.

In unserer Demokratie ist es guter Brauch, auch die Opposition in repräsentative Aufgaben einzubinden. Das hat nicht nur etwas mit Fairness und Klugheit zu tun. Die Opposition einzubeziehen ist ein Grundpfeiler unserer Demokratie, denn die zweitstärkste Kraft von heute kann die Mehrheit von morgen sein (siehe Bürgermeisterwahl im Februar 2014).

Das zweite Mal nun schon hat die CDU Burgwedels gegen Bedri Özdemir als stellvertretenden Bürgermeister gestimmt. Beim ersten Mal ging es um das Amt für die Stadt Burgwedel. 2011 wurde von der CDU Heinz Visel als Kandidat der Grünen unterstützt, obwohl die SPD die zweitstärkste politische Kraft im Rat Burgwedels ist. Jetzt, 2014, wurde die Kandidatin der FDP vorgezogen. Die FDP hat bei der Ortsratswahl deutlich weniger Stimmen bekommen (7%) als die SPD (34%) Dieses Mal muss die Begründung herhalten, die Beteiligung der Frauen solle gestärkt werden. Dieses Argument erscheint fadenscheinig, denn die CDU hatte häufig Gelegenheit, Frauen aus ihren eigenen Reihen für das Amt des Bürgermeisters/der Bürgermeisterin aufzustellen, es bisher aber nicht getan.

Es wird deutlich, dass die CDU Bedri Özdemir in jedem Fall verhindern will. Bedri Özdemir hat zu Recht darauf hingewiesen, dass er bei der Ortsratswahl das zweitbeste Stimmergebnis (503 Stimmen) über alle Parteien hatte. Er engagiert sich seit vielen Jahren gerade auch für das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft in Burgwedel und das wird ganz offenbar von den Bürgern honoriert.

Viele in unserer Verwaltung, den Parteien und der Zivilgesellschaft bemühen sich in Burgwedel, Menschen, die aus politischen oder religiösen Gründen Flucht und Vertreibung zu erleiden haben, zu integrieren. Mit Bedri Özedemir haben wir einen Vertreter dieser Gruppe, der sich – wie in Sonntagsreden so gerne gefordert – einmischt und sich ehrenamtlich für unser Gemeinwesen engagiert.

Ihm das Ehrenamt des Stellvertreters zu verwehren zeugt von Ablehnung gegenüber Bürgern mit Migrationshintergrund, ist persönlich beleidigend für einen politisch engagierten Burgwedeler und stößt alle die vor den Kopf, die sich in Burgwedel um Integration bemühen.

Vorstand der SPD Burgwedel, am 1.10.2014 einstimmig verabschiedet
H-J Rödiger
1. Vorsitzender

Zur Person Bedri Özdemir

Bedri Özdemir ist 41 Jahre alt und wohnt in Großburgwedel. Özdemir ist verheiratet und hat drei Kinder, zwei Töchter (9 und 12 Jahre alt) und einen Sohn (5 Jahre). Er kam 1987 nach Deutschland und stammt ursprünglich aus Batman/Türkei. Seine Familie flüchtete nach Deutschland, weil sie von islamistischen Kurden unterdrückt wurde.

Seit 2002 besitzt Özdemir die deutsche Staatsangehörigkeit. Integration ist ihm wichtig. Er versucht auf der einen Seite gegenüber Mitbürgern mit Migrantenhintergrund, eine gute Integration mit Verantwortung und Teilhabe vorzuleben und so ein Vorbild zu sein, damit möglichst viele Migranten ihren Beitrag zu gelungener Integration leisten. Auf der anderen Seite ist er bemüht, gesellschaftliche Defizite und Integrationshindernisse aufzuzeigen und nach Möglichkeit bzuschaffen.

Politisch aktiv ist Özdemir seit 2002. Er engagiert sich unter anderem in der Kommunalpolitik, ist dort im Ortsrat Großburgwedel, im Stadtrat Burgwedel und im Vorstand der SPD Ortsvereins Burgwedel tätig.

Für die Region Hannover ist Özdemir außerdem beim Unterbezirk der SPD Region Hannover (UB) aktiv, engagiert sich dort unter anderem bei der „AG Migration und Vielfalt“ und ist Mitglied im Vorstand des UB.

Die Özdemirs gehören den Yeziden an, jener Gruppe also, die derzeit unter dem massiven Terror der IS leidet. Bedri Özdemir versucht auch diesbezüglich, zu informieren und zu helfen und hat deshalb Protestkundgebungen mit organisiert, eine gute besuchte Info-Veranstaltung in Großburgwedel zum Thema initiiert und unterstützt die Koordinierung von Hilfen in kurdische Gebiete.

Ihm ist bewusst, dass sich viele Vorurteile gegenüber seiner Person auf seine Herkunft und Religionszugehörigkeit beziehen. Obwohl er sich selbst nicht als religiösen Menschen bezeichnet und seine Familie einen weltoffenen, westlich orientierten Lebensstil pflegt, spürt er leider auch immer wieder hartnäckige Ablehnung. Bedri Özdemir betont aber stets, dass dies die Ausnahme sei und er sich weiter für einen harmonischen, fairen und respektvollen Umgang untereinander einsetzen wird.