Datum und Uhrzeit

1. September 2012, 09:00

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Ort

Hannover

Fraktionsraum der SPD im Landtag

Der Intensivkurs gilt ausschließlich der inhaltlichen Vorbereitung von Parteimitgliedern und von interessierten und empfohlenen Personen für das Jahr 2013 und 2014, in dem vielfache Veranstaltungen zum 150jährigen Bestehen der SPD stattfinden werden. Im Februar 2013 wird im Historischen Museum der Stadt die Ausstellung der Friedrich- Ebert- Stiftung zur 150 Jahre SPD stattfinden. Im Historischen Kabinett arbeitet eine Gruppe zur Geschichte der SPD in Hannover und Linden.

Die Initiatoren denken, dass es nützlich ( und vielleicht auch nötig) ist, die Fakten, theoretischen Positionen, Widersprüche und Personen der Parteigeschichte in konzentrierter Form anzubieten und in diesem Rahmen auch an ausgewählten wichtigen Texten zu diskutieren und zu lernen.
Bei dem Zeitbudget (Freitag 17 Uhr bis Sonnabend 12/13 Uhr) verbietet es sich, raffinierte methodische Klimmzüge zu machen, da wir davon ausgehen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine ausreichende Motivation mitbringen, um einen Tag durchzuhalten.
Wir denken, dass aus jedem Ortsverein mindestens zwei interessierte Mitglieder dabei sein sollten, die auch gelegentlich als Multiplikatoren zur Verfügung stehen können. Sollten es mehr werden, müssen wir uns evtl. einen anderen Raum suchen.
Es wird empfohlen, die „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“, Von der Revolution 1848 bis ins 21. Jahrhundert, von Helga Grebing, Vorwärts- Buch Berlin 2007, anzuschaffen und zu lesen.
Inhaltliche Konzeption:
Es ist notwendig, sowohl einen chronologischen Rahmen zu bieten ( Grundlage im Grebing-Buch S. 163- 176, wird mit der Einladungen die verschickt, die verbindlich teilnehmen wollen) als auch ( darin verwoben) die treibenden ökonomischen, soziologischen, theoretischen und organisatorischen Probleme der SPD vor dem Hintergrund der jeweiligen nationalen und internationalen Geschichte zu besprechen.

Das Seminar soll dazu befähigen, sich Fakten anzueignen, sich kritisch gegenüber eingenommenen historischen Positionen der SPD auseinanderzusetzen, aber auch selbstkritisch und nicht besserwisserisch zu argumentieren.
Parteilich sind wir ohnehin alle.
Die Beschäftigung mit der Geschichte soll nicht der antiquarischen Erinnerung dienen, sondern helfen zu verstehen, was Programmatik, Stärken und Schwächen der SPD
für die Zukunft bedeuten.
Vorschlag für Gliederung und Themen:
I. 1863-1914
historischer Hintergrund, organisatorische Fragen, politische Programme,
Personen
Darunter : 1863 ADAV, Ferdinand Lassalle, Programm
1869 SDAP (Die Eisenacher) August Bebel, Wilhelm Liebknecht
Die nationale Frage ( 1870/1), die soziale Frage,
1864 erscheint „Das Kapital“ von Karl Marx, Rolle von Marx und
Engels für die SPD
1875 Vereinigungsparteitag, programmatische Punkte, Marx’ Kritik
1878 Sozialistengesetz
1891 Erfurter Parteitag mit Programm
Reform oder Revolution oder Kladderadatsch, der Dauerzwiespalt in
der Partei (Kautsky, Bernstein, Bebel, Rosa Luxemburg)
Parlamentarismus und zentrale politischeForderungen ( 8- Stunden-
Tag, allgemeines Wahlrecht, Gleichberechtigung der Frau, Bildung,
Internationalismus)
Trügerisches Selbstbewusstsein nach der Reichstagswahl 1912
Evtl. Hannoversche Aspekte (Heinrich Meister)
Sozialdemokratisches Milieu als eigene Welt in Vereinen,
Genossenschaften, Familienverbünden usw.
Impulsreferat: Rolf Wernstedt
Arbeitsmaterialien: Kurze Texte aus Karl Marx (Entfremdung und
historischer Materialismus), Erfurter Programm
Ergänzungen und Kritik
II. 1914-1945
Die Zeit der beiden Weltkriege wird als eine Einheit gesehen
Darunter:
Die nationalistische Euphorie 1914 und die Arbeiter
Innerer Spaltungsprozess der SPD während des Krieges

Die Russische Revolution und ihr sozialistischer Anspruch (Lenin und Rosa L.)
Die deutsche Niederlage 1918 und die Spaltung der SPD
Parlamentarische Demokratie oder Rätesystem
Der ideologische Unterschied zwischen Kommunismus und (demokratischem)
Sozialismus
Wiedervereinigung USPD und MSPD,
Heidelberger Programm 1925
Die SPD in der Weimarer Republik und die Spannung zwischen Regierungspraxis
und Zukunftserwartungen
Die propagandistischen Niederlagen gegen den Nationalsozialismus und
bürgerliche Illusionen ( Dolchstoßlegende, Revanchistische Interpretation des
Versailler Friedensvertrages, Rassismus, Antisemitismus) und die reale
Hilflosigkeit in der Weltwirtschaftskrise
Die Verzweiflung 1933 (Otto Wels), Verfolgung, Emigration, Widerstand.
Sozialdemokratischer Widerstand: Hier besonders „Die sozialistische Front“ von
Werner Blumenberg
Die moralisch- historische Überlegenheit und die Notwendigkeit des
Pragmatismus 1945
Impulsreferat: Prof. Dr. H.- D. Schmid,
Arbeitsmaterialien: Weimarer Verfassung, Auszüge Heidelberger Programm, Otto
Wels Redeauszüge 23. 3. 1933, Auszüge aus Papieren der Sozialistischen Front
III. 1945-1959 Wiedergründung und Neuorientierung der SPD
Die Spaltung Deutschlands und der Arbeiterparteien
Kurt Schumachers Entscheidung für die demokratische SPD im Gegensatz zu
kommunistischen sowjetischen Absichten,
Bedeutung der sog. Wennigser Konferenz im Herbst 1945
Gründung der SED in der SBZ
Der Kalte Krieg und die Enttäuschung der Wahlergebnisse seit 1949
Programmatische Umorientierung der SPD in Westdeutschland
Das Godesberger Programm als größter ideologischer Einschnitt seit Bestehen der
SPD 1959
Abkehr von geschichtsphilosophischem Determinismus und ethische Grundlegung der Parteiprogrammatik auf die Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität
Hannoversche Perspektiven
Impulsreferat : noch nicht entschieden
Arbeitsmaterialien : Kurt Schumachers Rede 6. 5. 1945 in Hannover
Auszüge aus dem Godesberger Programm
IV. 1959-1990 Konsolidierung und alte/neue Debatten über den Charakter des Kapitalismus und sein Verhältnis zur Demokratie
Regierungsbeteiligung um jeden Preis,
Taktik und Programm in den 60er Jahren
Die Studentenbewegung und die SPD
Die JUSOS als politische Kraft Anfang der 70er Jahre (Demokratischer Sozialismus und systemüberwindende Reformen)
Willy Brandt und die sozialliberale Regierungspolitik (Ostpolitik, Betriebsverfassungsgesetz, Demokratisierung, innerparteiliche Demokratie, Bildung)
Die Programmatische Debatte vom Langzeitprogramm zum Orientierungsrahmen `85 ( u. a. Wirtschaftsdemokratie)
Die unterschätzten Bedeutungen der Friedensfrage und Ökologie, Helmut Schmidt
Krise und Zusammenbruch des Kommunismus
Das verspätete und unvollständige Berliner Programm 1989
Impulsreferat: Stefan Schostok
Arbeitsmaterialien: JUSO- Papiere 1969, Regierungserklärung Willy Brandt Auszüge aus dem Orientierungsrahmen, Berliner Programm.
V. 1990- heute
Aktuelle Probleme:
Enttäuschung der SPD- Erwartungen nach der Wiedervereinigung
Neoliberalismus
Globalisierung und entfesselter Kapitalismus im Lichte des Neoliberalismus
Glanz und Elend der Agenda 2010
Finanzkapitalismus und Komplexität
Freiheit und Verantwortung
Gerechtigkeit und Anstrengung
Solidarität und Individualismus
Begriffliche Konstanten des Selbstverständnisses der SPD und ihre Veränderungen
Das zu spät gekommene Hamburger Programm 2007 ( vor der Finanzkrise)
150 Jahre, Chancen und Gefahren
Gesprächsrunde der Referenten, besondere Formen der Diskussionsbeteiligung