Diese Forderung mag für viele auf den ersten Blick absurd klingen. Doch schauen wir mal genauer hin: Es gibt in Burgwedel mehrere Jugendzentren, Schulsozialarbeiter, die Jugendhilfestation und es gibt eine Vernetzung untereinander. Sie alle leisten vorbildliche Arbeit, davon habe ich mich persönlich überzeugen können. Besonders lobenswert ist das hohe Engagement, mit dem die MitarbeiterInnen von Stadt und Region wertvolle Dienste leisten.

Doch Streetwork wird in Burgwedel leider nicht angeboten, weil die Stadt dafür bisher keinen Bedarf sah.

Streetwork, was ist das überhaupt?
Streetwork bedeutet nichts anderes als aufsuchende Sozialarbeit. Ursprünglich aus England importiert, waren die klassischen Zielgruppen der Streetworker* in Deutschland früher vor allem Personengruppen mit selbst- oder fremdgefährdenden Verhaltensweisen, wie Obdachlose, Drogenabhängige, Prostituierte und delinquente Jugendgruppen.
Heute gibt es immer mehr Gemeinden und Städte, die Streetwork auch präventiv einsetzen. Dabei geht es vor allem darum, Jugendliche vor Ort zu erreichen und bei beginnenden Alkohol- oder Drogenkonsum, einem Hang zu rechtsextremen Szene usw. frühzeitig intervenieren zu können.

Alle Eltern, die die Pubertät ihres Kindes erleben oder erlebt haben, kennen die Problematik der begrenzten Einflussmöglichkeiten auf ihre Schützlinge. Ob und wie sehr ein Jugendlicher noch auf seine Eltern hört, ist nicht allein von Bildung oder Kinderstube, sondern in erster Linie von der sogenannten Peergroup, also der „Gruppe von Ähnlich-Altrigen“ abhängig.

Wikipedia schreibt dazu:
„Besonders bei bestehenden Konflikten mit dem Elternhaus können diese Gruppen zu Bezugsgruppen für die Heranwachsenden werden und einen dominierenden Einfluss ausüben. In einem problematischen Umfeld können Peergroups Jugendliche zu gewalttätigen Handlungen, Drogenkonsum und Risikoverhalten veranlassen und über Aufnahmerituale, Mutproben und Erpressungen einen schädigenden Einfluss besonders auf identitätsschwache Jugendliche ausüben. In der Sozialarbeit wird über Streetwork versucht, einen Zugang zu Peergroups (Banden, Gruppenangehörige) zu erhalten und präventiv, erzieherisch und kontrollierend einzuwirken.“

Wofür brauchen wir in Burgwedel Steetwork?
Die aufsuchende Jugendarbeit versucht, Zugang zu den Peergroups zu finden und Einfluss zu nehmen. Wir müssen uns von unseren Denkblockaden lösen und dürfen nicht in eingefahren Mustern denken. Es ist gut, dass es Angebote wie die Jugendzentren gibt und die Türen dort allen Jugendlichen offenstehen. Aber es gibt Jugendliche, die das nicht annehmen, die auf öffentlichen Plätzen regelmäßig Alkohol oder gar sogenannte weiche Drogen konsumieren. Das ist ärgerlich für Nachbarn, weil es oft mit Lärm und manchmal sogar mit Vandalismus verbunden ist. Besonders schlimm ist es jedoch für die Eltern, die sich berechtigterweise Sorgen um ihre Kinder machen. Am schlimmsten betroffen sind die Jugendlichen selbst, weil ihnen nicht geholfen wird und ihre Entwicklung einen ungünstigen Verlauf nimmt.

Deshalb ist es völlig unangebracht, diese Jugendlichen sich selbst zu überlassen, die Polizei öfter mal vorbeizuschicken und nur für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Damit wird niemanden nachhaltig geholfen. Weder Eltern noch Jugendliche dürfen im Stich gelassen werden.

Ein Streetworker kann auf die Jugendlichen zugehen, er hat oft einen ähnlichen Hintergrund wie die Jugendlichen, spricht deren Sprache und ist für sie da. Ein Streetworker kümmert sich um die Belange der Jugendlichen, organisiert mit ihnen gemeinsam beispielsweise ein Fußballturnier, ein kleines Rockkonzert oder einen Mofakurs. Im besten Fall können die Jugendlichen in Freizeit- oder Hilfseinrichtungen vermittelt werden und finden wieder „in die Spur“. Sie sind nicht mehr ganz und gar einer Peergroup ausgesetzt, die schädigenden Einfluss hat.

Ist das nicht viel zu teuer?
Die Frage müsste vielmehr lauten: Was ist es uns Wert, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auch in kritischen Phasen zu unterstützen? Diese Frage lässt sich nicht mit konkreten Zahlen beantworten, sondern mit dem erkennbaren Bemühen, das Beste zu geben.
Ob die Einrichtung der aufsuchenden Jugendarbeit mit einer ganz neu zu schaffenden Vollzeitstelle in der Jugendpflege verbunden sein sollte, eine Teilzeitstelle ausreichen würde oder das Aufgabengebiet einzelner Sozialarbeiter auf die mobilen Einsätze erweitert werden kann, muss geprüft werden.
Ein Fahrrad und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel würde für Burgwedel durchaus genügen, damit der/die neue StreetworkerIn gelegentlich sogenannte Brennpunkte bzw. Treffpunkte aufsuchen kann.

Bitte unterstützen Sie uns!
Damit wir uns im Sinne einer starken Solidargemeinschaft in Burgwedel stärker für Jugendliche und deren Eltern einsetzen können, geben Sie Ihre Stimme am 11.09.2011 bitte der SPD. Karin Beckmann, die Bürgermeister-Kandidatin der SPD, wird sich aktiv für Kinder und Jugendliche einsetzen.
Bitte geben Sie Ihre drei Stimmen Karin Beckmann, den KandidatInnen der SPD oder der SPD Gesamtliste.


Mit freundlichen Grüßen,

Stephan Nikolaus-Bredemeier

* Die verwendete männliche Form “Streetworker” bezieht selbstverständlich die weibliche Form mit ein. Auf die Verwendung beider Geschlechtsformen wird lediglich mit Blick auf die bessere Lesbarkeit des Textes verzichtet.